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«Man muss irgendwo beginnen.» Das galt für die junge Walliser Autorin Céline Zufferey genauso wie für alle anderen Schreibbegeisterten. Céline Zufferey hat diese erste Etappe, die manch ein junges Talent nicht zu überwinden mag, geschafft. Ihr erstes Buch trägt denn auch den Titel «Man muss irgendwo beginnen». Geschrieben hat sie es in der 63. Etage des Empire State Buidlings in New York. Die damals 17-Jährige liess es in zwei Exemplaren drucken, eins für ihre Mutter und eins für ihren Vater. Sie legte die kleinen Büchlein den Eltern unter den Weihnachtsbaum. Ihre Eltern konnten so das erste Buch von Céline Zufferey, die schon seit Kindertagen Geschichten aufgeschrieben hatte, in den Händen halten.
Ihr erster Roman «Sauver les meubles», der vom Verlag Gallimard veröffentlicht wurde, handelt davon wie Dinge unser Leben bestimmen. Es ist ein kritischer Blick auf unser Konsumverhalten. Die aus Granges stammende Céline Zufferey tritt bescheiden auf. Sie tägt ein einfaches, lockeres schwarzes Kleid. Ihre sehr langen, dunklen Haare erinnern daran, dass sie mütterlicherseits asiatischer Abstammung ist. Sie mag die Farbe rot. Diese Farbe gehört schon fast zum Image der jungen Frau und sie nutzt sie oft, um ihre Lippen zu betonen. Augenzwinkernd hat Sie mit ihren Kusslippen einen Stempel geschaffen, dessen Abdruck auf allen ihren Büchern zu finden ist. «Bons baisers» de Céline, was so viel heisst wie mit Gruss und Kuss von Céline.
Nach der Publikation ihrer ersten Novellen «Contorsions» und «L'Alliance» erhielt sie den Preis für junge Autoren französischer Sprache 2014-15. Ein weiteres Werk folgte 2016 mit «New-York K.O.» Sie absolvierte ein Bachelorstudium in Literatur der Universität Freiburg und sie schloss die Hochschule der Künste in Bern mit einem Master ab. Als Masterarbeit schrieb sie eine Geschichte über einen Fotografen, der Möbel für einen Katalog fotografieren und den Traum der glücklichen Familie in einer billigen Küche verkaufen sollte. Dieses Buch weckte das Interesse der Medien an der 26-Jährigen.
Ein Journalist stellte ihr die Frage: «Die Protagonisten lassen sich für eine pornografische Internetseite fotografieren. Sie gehen sehr weit…» Céline Zufferey antwortete lächelnd: «Es gibt Gemeinsamkeiten zwischen Pornografie und Marketing. Beide benutzen Körper, um Dinge zu verkaufen. Man findet ebenso viele Stereotypen im Marketing wie in der Pornografie.» Dieser Roman stiess nicht nur auf Zustimmung. Das akzeptiert sie und sie hinterfragt sich selbst immer wieder. Sie nutzt diese Auseinandersetzung um ihren Stil zu verbessern. «Wenn deine Bücher im Verlag Gallimard erscheinen, entsteht der Eindruck, dass ich eine höhere Legitimation hätte. Aber ich bin immer noch am Basteln und suche immer noch meinen Stil. «Sauver les meubles» ist kein stilisierter Roman, aber ich habe für dieses Werk hart an meinem Stil gearbeitet.
Manchmal wirkt Céline Zufferey schüchtern und sie mag lieber über ihre Bücher sprechen als über sich. Aber nach mehreren Interviews und Gesprächsrunden im Fernsehen, findet sie langsam Gefallen an diesen Auftritten. Am liebsten ist sie jedoch alleine Zuhause und schreibt. Sobald sie sich intensiv mit einer neuen Figur beschäftigt, packt sie ihren Notizblock, schliesst die Türe ihrer Wohnung in Nyon hinter sich und geht zu den «echten» Menschen. Sie mag diese Beobachtungen auch wenn sie nicht alle in ihre aktuelle Geschichte einfliessen lassen kann.
Céline Zufferey hat hohe Ansprüche an ihre Texte. Sie bearbeitet Abschnitte und Sätze so lange, bis sie sagen kann «das finde ich gut », so, als würde sie einen Text eines anderen Autoren beurteilen. «Wenn ein Satz für einen Abschnitt genügt, steht da nur ein Satz. Jedes Wort muss notwendig sein.» Nach der Meinung von Céline Zufferey machen einen guten Autoren nur 2% Talent aus. Der Rest sei Arbeit und noch einmal Arbeit. «Ein Buch zu schreiben ist wie eine Mauer zu bauen. Wir Schriftsteller beschäftigen uns mit Zement, Lücken und mehreren Farbschichten. Der Leser hingegen sieht nur die fertige, schöne gerade Mauer.»
Inspiriert von Voltaire führt Céline Zufferey weiter aus: «Die nützlichsten Bücher sind jene, bei denen die Leser die Hälfte beitragen müssen». Den Lesern öffnet die Walliser Autorin einen Blick auf die heutige Welt, die Jugend, die Gesellschaft. Sie nutzt die Kraft der Worte um ihre Sichtweisen zu entwickeln und auszudrücken. An den Lesern ist es dann, sich damit auseinanderzusetzen und Dinge zu hinterfragen. Ausgesprochen wach empfindet man die Autorin mit den schwarzen, langen Haaren. Sie ist darauf bedacht mit der Welt in Kontakt zu bleiben. Der Erwartungsdrucks nach dem Erfolg ihres ersten Buchs ist ihr bewusst, aber das zweite Buch ist schon im Entstehen begriffen.
Erschienen: August 2018
Text: Sophie Michaud
Fotos: © Diana Pfammater
Die Vielfalt der Walliser Natur schlägt sich auch in der Vielfalt der Walliser Kulturlandschaft nieder. Dies ist auf die beseelte Arbeit der Walliserkunstschaffenden in den verschiedensten Kunstsparten zurückzuführen. Die Künstlerporträts zeigen das Werken und Leben dieser Persönlichkeiten.
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