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Die Dreharbeiten zum Animationsfilm «Ma vie de courgette» wurden vor Kurzem in den Studios von Villeurbanne bei Lyon beendet. Der Regisseur Claude Barras hat sich danach für einige Tage nach Crans-Montana ins Chalet der Familie zurückgezogen. Seit den 1960er-Jahren hat sich hier nicht viel verändert. Beim Eintreten in die Küche berühren wir mit den Köpfen fast die Decke. Ein Holzofen sorgt für Wärme in den zwei Zimmern des Chalets. Vergilbte Heiligenbilder hängen an den Wänden. Die gütigen Augen der Fürbitter beobachten uns beim Teetrinken. Alles wirkt hier still und wie aus der Zeit gefallen.
Claude Barras, der Regisseur aus Ollon strahlt eine grosse Gelassenheit aus. Er erzählt ruhig von seinem Schaffen und von seiner Affinität für Kunst und Skulpturen. Seine Ausbildung begann er mit einer Lehre als Tiefbauzeichner. Sein Interesse für Kunst und Illustration war schon damals vorhanden. Nach der Lehre schrieb er sich an der Kunstschule Emile-Cohl in Lyon ein und anschliessend absolvierte er einen Masterlehrgang in computergenerierten Bilder an der ECAL. Sein Diplom in der Tasche war es für ihn logisch, als Filmregisseur für 3-D-Animationsfilm tätig zu werden. Konkret heisst das, dass Claude Barras Animationsfilme mit Marionetten dreht. In stundenlanger Arbeit bewegt er diese Millimeter um Millimeter. Das Endresultat kann sich sehen lassen. Beim Ansehen des Films vergisst man, dass es sich um Marionetten und nicht lebendige Wesen handelt.
Eine aufwändige Arbeit, die Claude Barras nur mit der Hilfe eines gut eingespielten Teams realisieren kann. In seinen Augen arbeitet ein Regisseur so wie ein Chef eines Orchesters, der mit seinem Dirigentenstock die einzelnen Musiker zu einem Ganzen vereint. Für Claude Barras ist es Ehrensache, sich um die vielen kleinen Details rund um einen Film zu kümmern. Meistens ist es auch er selber, der die Figuren mit ihren Charakteren entwirft. Das kann schon mal ein einsamer Pinguin auf dem Eis, ein Ravioli-Esser oder ein Akkordeon spielender Vampir sein. «Ich habe das Glück, von einem ausserordentlichen Team umgeben zu sein, das sehr professionell arbeitet. Auf diese Mitarbeiter kann ich mich verlassen.» Claude Barras schätzt sich glücklich, dass er Filme machen kann. «Ich bin sehr privilegiert, denn ich kann das machen, was ich gerne mache. Mein Beruf ist meine Passion.»
Der leidenschaftliche Geschichtenerzähler Claude Barras stürzt sich regelrecht in seine Filmprojekte. Mit derselben Entschlossenheit frönt er auch seiner zweiten Leidenschaft, dem Fallschirmspringen. Er ist kein Mann der halben Sachen. Weder in seiner beruflichen Tätigkeit, noch bei der Ausführung seiner Hobbys. «Das ist vielleicht eine meiner Qualitäten, die ich anerkennen kann. Obwohl es schwierig ist, die eigenen Qualitäten anzuerkennen. Aber nur durch meine Hartnäckigkeit und Leidenschaft wurde es möglich Filme wie ‹Ma vie de courgett› zu realisieren. »
Nach Max&Co der «Frères Guillaume» ist Barras Film erst der zweite Animationsfilm, ausgenommen Kurzfilme, der in der Schweiz mit der Stop-Motion-Technik gemacht wurde. Verständlich, dass sich nur wenige an eine lange Version eines solchen Films wagen, denn die akribische und intensive Arbeit, die solch eine Technik verlangt, ist ziemlich aufwändig und nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Gilt es doch Bild für Bild einzeln aufzunehmen und dann zu einem Film zusammenzufügen.
«Ma vie de courgette» ist keine Abenteuergeschichte mit Effekten, die in den Produktionen mit grossen Budgets vorkommen. Es handelt sich viel mehr um eine zärtliche und berührende Geschichte. Eine Bearbeitung des Romans «Autobiographie d’une courgette» von Gilles Paris.
Der Regisseru Georges Schwizgebel, ein Vorbild von Barras, erhielt 2016 mit seinem Film «Erlkönig» den Schweizer Filmpreis in der Kategorie Animationsfilm. Wir hoffen, dass nächstes Jahr Claude Barras in seine Fussstapfen treten wird. Wir sind uns sicher, verdient hätte er es.
Claude Barras
Helium Films
Ch. de Montelly 46
CH – 1007 Lausanne
info@heliumfilms.ch
www.heliumfilms.ch
Ma vie de courgette (Rita Productions)
www.swissanimation.ch
Erschienen: April 2016
Text: Sophie Michaud
Fotos: © David Zehnder
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